Sich stets am falschen Platz zu fühlen, ist kein seltenes Gefühl. Vor allem verschwindet dieses Unbehagen schon gar nicht an Orten, wo immer die Frage mitschwingt nicht hierher zu gehören - warum auch immer. Ich spreche häufig von einer Sichtbarmachung meiner Person. Die Sichtbarmachung meines wirklichen Ichs – fern jeglicher Schublade, die plötzlich passend zu meinem Aussehen zur freien Verfügung steht.
Aber sobald es um fachliche Kompetenz im beruflichen Kontext geht, stelle ich mir doch leider häufig die Frage, ob dies tatsächlich wegen meiner Qualifikation geschah oder doch eher aufgrund der Erfüllung einer „Quote“. Diversity taucht doch sehr häufig in letzter Zeit auf. Ein offensichtlicher Trend, der mit dem Diskurs um die Themen Diskriminierung und Ausgrenzung eine Lösung darzustellen scheint. Aber ist es wirklich die Lösung gegen die große Lücke und Ignoranz im öffentlichen Raum? Möchte ich einem Foto, das im Zusammenhang einer scheinbaren Philosophie steht, Glauben schenken? Solche Fotos erwecken doch sehr den Anschein, das Prinzip Diversity umgesetzt zu haben. Jedoch habe ich beim Anblick Zweifel, ob ich als Schwarze Frau vielleicht auch die Diversity-Rolle auf einem solchen Foto verkörpern soll. Neben etlichen Erfahrungen im Alltag aufgrund der Tatsache mich als Schwarze Frau in mehrheitlich weißen Räumen zu bewegen, muss ich mir auch die Frage stellen, ob nicht genau meine gesellschaftliche Position das Image eines Betriebes aufpoliert. Mit dem Platz in der vordersten Reihe bei einem Teamfoto, wäre die Frage damit bereits beantwortet. Das Impostor Syndrome, auch Mogelpackungs-Syndrom genannt, ist mit Selbstzweifel an den eigenen Fähigkeiten verbunden. Häufig sind Frauen davon betroffen, da wir einfach in einem patriarchalem System leben, was Männern per se eine hörbare Stimme übergibt. Zusätzlich zum Impostor Syndrome stelle ich mir als Schwarze Frau weitere Fragen, wenn es um meine Fähigkeiten und Qualifikationen geht. Natürlich bin ich geeignet und qualifiziert. Ich erwische mich trotzdem dabei dies zu hinterfragen. Eher geht es aber beim Hinterfragen eigentlich darum, ob meine Eignung wirklich gesehen wird, ob meine Worte wirklich gehört werden oder werde ich als eine soziale Symptombekämpfung eingestellt?Es tauchen eben mehr Fragen auf, die unnötiger nicht sein könnten. Diese Fragen erschweren es, meinen Platz im beruflichen Kontext zu sehen und vor allem überzeugt davon zu sein, dass ich als Schwarze Frau mit meinem wirklichen Sein sichtbar bin. Wenn ich an einem bestimmten Ort bin, dann ist es genau DIESER Ort, an dem ich sein soll. Mit meiner Sichtbarkeit an einem scheinbar weißen Ort, muss ich mir nicht Frage stellen, ob ich hier sein soll. Eher richtet sich die Frage an ein System, welches Ausschluss und Einschluss nicht deutlicher machen kann. Ein aktueller Diversity Trend als Reaktion auf immer mehr Stimmen Schwarzer Aktivist*innen, ist ganz bestimmt keine Lösung eines strukturellen Rassismusproblems.
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Autorin und ihre ideale..kritisch. Archiv
August 2022
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